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tragen, daß diese eigentlich norddeutsche Verzierung bei großen und kleinen
Bauten wieder in Ausnahme kommt.
3. Die städtischen Häuser. Das Haus gehört ebenso gut zu dem
Menschen, wie sein Rock und seine Weste, nur mit dem Unterschiede, daß das
Gewand die nähere, das Haus die fernere Hülle ist und ersteres den einzel-
nen Menschen, letzteres die ganze Familie umschließt. Billig sollte jede Fa-
milie Haus und Herd für sich haben, wie der einzejpe Mensch seinen Rock
für sich hat. Darauf waren die früheren Häuser in den Städten auch ein-
gerichtet. Allerdings waren sie nach dem Bedürfniß kleiner oder größer,
aber nie so groß, daß sie für mehr als eine Familie Platz hatten. Sie
standen alle mit dem Giebel nach der Straße. Ein großer Hausflur diente
für den Verkehr. Oben war ebenfalls ein großer Flur, auf dem im Som-
mer alle Bewohner des Hauses zum gemeinschaftlichen Essen und zu den
Andachten zusammenzukommen pflegten. Außerdem war oben ein großes
Wohnzimmer für die ganze Familie. Für die einzelnen Glieder derselben,
für Vater und Mutter, Sohn und Tochter, gab es in reichen Häusern auch
eigne Zimmer; aber sie waren klein und nicht darauf eingerichtet, daß Men-
schen darin wohnen sollten. Unter dem hohen, spitzen Dach waren die Vor-
rüthe des Hauses geborgen. In den größern Städten waren die Giebel
kunstreich verziert, wie das die zwei schönen Häuser am Schilde in Rostock
noch zeigen; in den ärmern Städten waren sie unansehnlich aufgeführt.
Die Straßen waren eng und krumm; denn jedermann baute, wie es ihm
am passendsten war.
Das ist jetzt anders geworden! Die Straßen in den neuen Theilen der
großen Städte sind breit und gerade, die Häuser sind zwei und mehr Stock-
werke hoch und mit Kalk übersetzt und meistens so eingerichtet, daß mehrere
Familien darin Platz finden.
4. D as B auern h aus. Ein wundervolles Zeugniß davon, daß
unsere Väter alles mit rechtem Verstand und weiser Umsicht nicht nach luf-
tigen Gedanken, sondern nach wirklichem Bedürfniß einrichteten, legt das
alte Bauernhaus ab, das glücklicher Weise noch heute in vielen Dörfern
angetroffen wird. Seine Einrichtung ist folgende: Durch einen Thorweg
tritt man von der Straße auf den Hofplatz. Ein schmaler Steindamm führt
hart an der nahe bei der Ausfahrt liegenden Dunggrube vorbei auf das
Haus zu, das mit dem Giebel nach vorne schaut und zu beiden Seiten der
Thüre einen Vorbau für allerlei Kleinvieh enthält. Der Eingang ist hoch
und weit, so daß ein beladener Wagen hindurchfahren kann. Und das muß
er wohl sein; denn er führt zu der großen Diele, die mit Lehm ausgeschla-
gen und zur Dreschtenne eingerichtet ist. Zu beiden Seiten der Diele liegen
die Viehstülle, die Leutekammer und „die Käst" oder der Häckselraum. Über
der Diele und den Ställen liegt die „Hill", auf welcher Heu und Korn auf-
bewahrt wird. Hinten am Ende der Diele ist der Herd, von dem der Rauch
durch einen stattlichen Vorrath von Schinken und Würsten hindurch zum
Dache aufsteigt, um sich dort einen Ausweg zu suchen, so gut er ihn findeil
kann. Gewöhnlich steht der Herd frei auf der Diele: zuweilen ist er durch
eine Querwand von derselben geschieden. Hinter dem Herd liegen auf der
einen Seite das Wohnzimmer und die Schlafkammer, auf der andern Seite
die Altentheilsstube und die Vorrathskammer. Dies ist die Einrichtung des
10*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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161
fällt, werden mit Mühe in die Tiefe und bis an die Flüsfe gebracht, um
dort zu großen Flößen verbunden zu werden. Sobald sie den Rhein erreicht
haben, werden mehrere Flöße zusammengebunden, so daß man zuweilen ein
Floß von 60 Fuß Breite und 800 Fuß Länge, regiert von 100 Männern
mit breitkrämpigen Hüten und rothen Westen, den Rhein hinab in die holz-
armen Niederlande fahren sieht. Von dem Erlös kaufen sie Brotkorn, weil
das Gebirge nicht so viel trägt, seine Bewohner zu ernähren. Außerdem
verstehen sich die Schwarzwälder vortrefflich auf Schnitz- und Flechtwerk
aller Art. Die Schwarzwälder Uhren, Schachteln und Strohhüte sind über
Europa hinaus bekannt. Die Häuser im Gebirge sind von Holz und mit
einem weit überragenden Strohdache bedeckt. Daher sind die Zimmer dun-
kel, aber traulich und warm. Und letzteres thut in der rauhen Gebirgsluft
besonders wohl.
f«. Wien.
An der südöstlichen Grenze von Deutschland liegt an dem Ufer der
Donau die alte, mächtige Kaiserstadt, von welcher der Österreicher
gerne singt: „’s giebt nur a Kaiserstadt, ’s giebt nur a Wien.“ Als ein
vorgeschobener Posten steht sie da, bestimmt, deutsches Wesen gegen
die rohen Völker des Ostens zu schirmen. Und das hat sie redlich ge-
than. Zweimal in den vielen Türkenkriegen ist sie von den Türken be-
lagert worden. Beide Male hat sich an ihren Mauern die Macht der
Feinde gebrochen, und Deutschland ist dadurch vor den Anhängern des
falschen Propheten bewahrt worden.
Wien liegt in einer herrlichen Gegend. Im Norden sieht man die
mit schattigem Gehölz bewachsenen Donauinseln, im Westen den mit
Anlagen geschmückten Kahlenberg, im Süden Hügel und Thäler, Gärten
und Fluren, mit Gartenhäusern und Sommerwohnungen bedeckt, und im
Osten eine fruchtbare Ebene, die sich bis in Ungarn hinein erstreckt.
Die Stadt besteht aus zwei Theilen, der alten Stadt und den 34 zum
Theil auf Inseln erbauten Vorstädten. Die Befestigungswerke, welche
früher um die innere Stadt liefen, sind jetzt abgetragen, und an ihrer
Stelle sind breite, mit Bäumen bepflanzte Spaziergänge angelegt. Weil
die frühere Befestigung die Ausdehnung der Stadt nach der Seite zu
unmöglich machte, so hat man sie dahin ausgedehnt, wo allein Platz
war, in den Himmel hinein. Die meisten Häuser in dem älteren Theile
sind sechs bis sieben Stockwerke hoch. Die schönste Kirche in Wien
und eine der schönsten in der Welt ist der Stephansdom, der es dem
Strassburger Münster beinahe gleich thut. Die Kirche ist ganz aus
Sandsteinquadern erbaut und enthält viele kunstreiche Werke , unter
andern herrliche Fenstergemälde, die das Entzücken aller sind, welche
sie ansehen. Der hohe Thurm, das Wahrzeichen von Wien, ragt weit
über alle Kirchen und Häuser hinweg und ist mit seiner durchbrochenen
Arbeit, seinen Statuen , Giebeln und tausendfachen Verzierungen ein
Prachtstück, das anzusehen man gar nicht müde wird. Die kaiserliche
Burg mit allen ihren Nebengebäuden, der Universität, der Bibliothek,
dem Theater u. s. w. wird mehr wegen ihrer gewaltigen Grösse, als we-
gen ihrer Schönheit bewundert. Eins der merkwürdigsten Gebäude ist
das kaiserliche Zeughaus, in welchem, ausser grossem Kriegsbedarf, die
11
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rhein Niederlande Europa Wien Deutschland Donau Kaiserstadt Wien Deutschland Wien Ungarn Wien Wien
162
Rüstung Gottfrieds von Bouillon, der Panzer Gustav Adolfs-, die grüne
Fahne Muhammeds, die aus 8000 Ringen bestehende Kette, womit die
Türken die Donau sperrten, und viele andere geschichtliche Merkwür-
digkeiten aus alter und neuer Zeit gezeigt werden. — Alle reichen und
hohen Familien im Lande pflegen einen eigenen Palast in Wien zu ha-
den, wenn sie auch für gewöhnlich auf ihren Gütern leisen. Daher kommt
es, dass Wien eine ungewöhnlich grosse Zahl von prachtvollen Privat-
häusern hat.
Der Hauptbelustigungsort für die Wiener ist der Prater, ein drei-
viertel Meilen langer und eine halbe Meile breiter Wiesengrund, der mit
Baumgruppen, Alleen, Gehölz und Blumenbeeten bedeckt und von
Spaziergängen durchschnitten ist. Wenn das Wetter nur einigermassen
erträglich ist, so herrscht im Prater ein munteres Leben. Das grösste
Getümmel ist in demjenigen Theil zu finden, der der Wurstprater heisst,
weil dort die berühmten „Wiener Würstl“ zu kaufen sind. Er ist der
Sammelplatz des Volkes, das hier Kaffee-, Wein- und Bierhäuser, Ke-
gelbahnen, Schaukeln, Karoussels, Puppentheater und andere Belusti-
gungen in Menge findet, daran es sich nach Herzenslust ergötzen kann.
In einem andern Theile pflegt die vornehme Welt zusammenzukommen
und ihre Herrlichkeit zur Schau zu tragen: Fussgänger, Reiter, Kutschen,
alle im höchsten Pomp, wechseln mit einander ab; prächtige Kaffee-
häuser bieten jede Art von Erfrischung dar, lange Reihen von Sesseln
stehen alle Zeit für diejenigen bereit, welche sich das Treiben der Men-
schen in Ruhe ansehen wollen. Wien hat noch viele andere Belustigungs-
orte ; aber der Liebling der Wiener ist und bleibt der Prater.
In den Strassen wogt beständig eine grosse Menschenmenge auf
und ab; Geschäftsleute und Höckerinnen, Trödler und Kindermädchen,
Türken mit dem bunten Turban und Tiroler mit dem grünen Hut, Un-
garn mit Schnürröcken und Schotten mit karrirtem Überwurf, Griechen
und Franzosen, Slowaken und Italiener — alles geht bunt neben einan-
der her; alle Völker Europas sind dort vertreten. Aber all dieses Trei-
den hat nichts Beengendes und Beschwerendes , wie es das grosse Ge-
wühl leicht hat, sondern etwas Herzliches und Wohlthuendes; denn die
Gutmüthigkeit des lebenslustigen Wieners bricht sich überall Bahn.
Dadurch wird das Leben in der Kaiserstadt dem Fremden angenehm,
und er ist dort bald heimisch. Aber an derselben Stätte liegt die Ver-
suchung. Leichtsinn und Genusssucht sind hervorstehende Fehler des
Wieners. Es vergeht nicht leicht ein Tag, an dem nicht irgend eine
rauschende Lustbarkeit für den Liebhaber bereit wäre. Ein grosser
Theil der Wiener würde unglücklich sein, wenn man ihnen Theater, Pra-
ter und Kaffeehäuser nehmen wollte.
13* Die Tiroler.
Am südlichen Ende von Deutschland, gegen Italien zu, liat die Grenz-
wacht der Herrliche deutsche Volksstamm überkommen, den man die Tiro-
ler Heißt. Ihr Land hat viele Ähnlichkeit mit der Schweiz: nur sind die
Gebirge nicht so wild zerrissen, und der Verkehr ist nicht so sehr erschwert,
als in jenem Lande. Die Tiroler sind ein treuer, frommer Menschenschlag.
Wenn die Betglocke erschallt, faltet jeder, wo er auch ijt, seine Hände und
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolfs- Gustav Muhammeds
Extrahierte Ortsnamen: Donau Wien Wien Karoussels Europas Deutschland Italien
174
Saft als „Provencer Öl“ wohlbekannt ist. Von diesem kleinen Lande
aus haben sich einst in der Urzeit Künste des Friedens und mildere
Sitten über einen grossen Theil von Frankreich verbreitet. Denn lange
vor Christi Geburt geschah es, dass Griechen aus Kleinasien, die sich
nicht unter die Herrschaft des Kores beugen wollten, zu Schiffe gingen,
um sich eine andere Heimath zu suchen. Sie landeten in Frankreich
und erbauten dort eine Stadt, die sie Massilia nannten. Thätig und
betriebsam, wie sie waren, erwarben sie bald Ansehen unter den um-
wohnenden rohen Galliern, die in Haufen kamen, um von den neuen
Ankömmlingen zu lernen. Selbst aus dem stolzen Rom schickten reiche
Leute ihre Söhne nach Massilia, um sie dort in Künsten und feinen
Sitten unterrichten zu lassen.
Das alte Massilia wird jetzt Mars eille genannt. Es ist nicht
mehr der Ort, von wo man feine Sitte holt, — in dieser Hinsicht ist
Paris an seine Stelle getreten — aber die erste Handelsstadt in Frank-
reich ist es noch heute. Sie liegt in’einem Halbkreise um eine herr-
liche Bucht des mittelländischen Meeres und zieht sich vom Wasser auf
die Berge empor, deren nackte Höhen in einem weitern Halbkreise über
die Stadt hinwegragen. Die ganze Umgegend ist mit Landhäusern ge-
ziert, deren Zahl sich auf 5000 belaufen mag. Die Lage des Ortes macht
auf den Reisenden, der zu Schiffe ankommt, einen überraschend freund-
lichen Eindruck. Indessen ist es drinnen nicht so, wie es von aussen
scheint. Die Altstadt ist nur mit krummen und schiefen Strassen ver-
sehen, ohne das Geringste von der kräftigen Bauart der alten deutschen
Städte zu haben; die Neustadt sieht gerade ebenso aus, wie jede neue
Stadt in ganz Europa. Die Luft im Orte ist ungesund; wenn der er-
stickende Südwind weht, ist es, als wolle er die Menschen bis auf den
letzten Tropfen Saft ausdörren. Der Hafen ist wie ein stehender Sumpf
mit bösen Dünsten umgeben; denn er nimmt allen Unrath auf, den der
Regen aus der Stadt mitbringt, und wird wegen der eingeschlossenen
Lage selten durch einen frischen Wind in Bewegung gesetzt. Aber die
Hauptstation für den Verkehr mit dem Süden bleibt Marseille doch.
Posten und Eisenbahnen, Dampfschiffe und Telegraphendrähte bringen
die wichtigsten Nachrichten auf der einen Seite nach Paris, England und
den Niederlanden, auf der andern Seite nach Afrika, der Türkei und
Ostindien.
25. Die Volksbelustigungen der Engländer.
Die Engländer haben manche Volksbelustigungen, die gerade
so seltsam und sonderbar sind, wie dieses Volk selbst sonderbar ist.
Obenan steht das Boxen, ein Zweikamps ohne Waffen, bei dem
die Hiebe mit der Faust ausgetheilt und mit dem Arme als mit-
einem Schilde abgewehrt werben. Eine große Menge von Zu-
schauern pflegt sich einzufinden, sobald bekannt geworden ist, daß,
zwei Boxer ihre Kräfte gegen einander versuchen wollen. Die
Kämpfer, die sich schon Tage lang vorbereitet haben, erscheinen
bis an den Gurt nackt, die Hand mit einem Handschuh bedeckt.
Auf das Zeichen des Schiedsrichters fahren sie auf einander los.
Dichtgedrängt fallen die Schläge auf Kopf und Stirn, Nase und
Schulter. Es ist nichts Ungewöhnliches, daß ein Auge ausgeschla-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Christi
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Kleinasien Frankreich Massilia Rom Massilia Massilia Paris Frank- Europa Marseille Paris England Niederlanden Afrika Ostindien
182
die Strassen eng und schmutzig, bei Regenwetter kothig. Ziemlich ru-
hig geht es in denselben her. Die Männer in der Türkei sind wortkarg
und gehen schweigend ihren Weg. Frauen sieht man weniger öffentlich,
und die man sieht, sind dicht verschleiert. Denn es gilt bei den Türken
für unanständig, wenn eine Frau ihr Angesicht sehen lassen wollte. So
kann es kommen , dass eine ziemliche Anzahl Menschen durch die
Strassen geht und man doch nichts hört, als das Rauschen und Schlur-
fen der Pantoffeln, die die gewöhnliche Fussbekleidung für Männer und
Frauen sind.
Eine grosse Rolle spielen die Hunde in Konstantinopel. Ohne ei-
nem Herrn anzugehören, bilden sie verschiedene Genossenschaften, die
in verschiedenen Stadttheilen ihren Aufenthalt haben und von dem Ab-
fall leben, der ihnen aus den Häusern zugeworfen wird. Wehe dem
Hunde, der sich in ein fremdes Gebiet wagt! Arg zugerichtet, kehrt er
heim, wenn er überhaupt mit dem Lehen davonkommt. Manche Türken
setzen im Testamente ein Capital aus, dessen Zinsen zur Fütterung der
Hunde verwandt werden sollen. Ein Fremder ist vor ihnen nicht ganz
sicher; hat er sich aber ihre Zuneigung durch mehrmalige Fütterung
erworben, so kann er unbesorgt seines Weges gehen.
Das Haupthauwerk in der Stadt ist die Residenz des Sultans , der
S erail, nicht ein einzelnes Gebäude, sondern ein ganzer Stadttheil, der
mit Mauern umgehen ist und Stunden im Umfange hat. Hier wohnt
der Sultan mit seinem Hofstaat, Dienern und Beamten, zusammen
vielleicht 10000 Menschen. Wie es darin aussieht, weiss man nicht;
denn die Europäer haben dort keinen Zutritt. Die schöne Sophien-
kirche, eine der ältesten in Europa — denn sie ist schon 1300 Jahr
alt —, ist in eine türkische Moschee umgewandelt worden. Sie ist in
Kreuzesform erbaut und hat gerade über dem Kreuze eine viel bewun-
derte Kuppel, die auf Granitsäulen ruht und 165 Fuss hoch ist.
Die Versammlungsörter der Türken sind die Kaffeehäuser. Hier
können sie mit untergeschlagenen Beinen Stunden lang sitzen und
schweigend den Possenreissern, Tänzern u. s. w. zusehen, während sie
unaufhörlich Kaffee schlürfen und die Pfeife mit dem langen, biegsamen
Schlauche dazu rauchen. Die Frauen gehen täglich in die Bäder, wo
sie durch Kaffeetrinken und Schwatzen sich für die Einsamkeit des Hauses
schadlos halten.
Der einzig gut gebaute Theil von Konstantinopel ist die Vorstadt
Pera , die fast ganz von Europäern bewohnt und mit den Palästen der
fremden Gesandten geziert ist.
3!. Vorder - Indien.
Das Land.
Von den Schneebergen des Himalapa erstreckt sich in Gestalt
eines Dreiecks von 70000 tief in den indischen Ocean hinein
die Halbinsel Vord er-Jndien, das Land der Schönheit und
der Fülle, das Ziel der Eroberer und der Sammelplatz der Welt-
schiffer. Ein 6 — 7 Meilen breiter sumpfiger Waldsaum mit un-
durchdringlichem Gestrüpp und üppig aufschießendem Grase, in
dem Krokodile und Schlangen, Elephanten und Nashörner, Löwen
und Tiger hausen, trennt das eigentliche Land Indien von dem
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Europa Konstantinopel Indien Indien
155
Theile: schnurgrade Strassen, deren eine, die Friedrichsstrasse, fast eine
Stunde lang ist, schneiden sich im rechten Winkel; Prachtbau reiht sich
an Prachtbau ; aber ein Haus sieht aus, wie das andere ; hohe Kirchthürme,
wie in Rostock , sucht man vergebens. Es ist eine rechte Erquickung,
wenn man aus der Neustadt, die einen einförmigen und langweiligen
Anblick gewährt, in die lange nicht so schöne, aber abwechslungsvolle
Königsstadt kommt.
Wer von Charlottenburg nach Berlin kommt, tritt durch das wun-
derschöne, aus zwölf grossen und zwanzig kleinen Sandsteinsäulen nach
dem Muster eines alten Thors in Athen erbaute Brandenburger
Thor, das fünf Eingänge hat, zwei für Wagen, zwei für Fussgänger
und in der Mitte einen , der nur für die königliche Familie bestimmt
ist. Oben auf dem Thore steht die ebenfalls einem alten Kunstwerke
nachgebildete Siegesgöttin, eine weibliche Figur, welche, das Siegeszei-
chen in der Hand , mit einem Viergespann in die Stadt einfährt. Napo-
leon hatte diese Siegesgöttin nach Paris bringen lassen; aber der alte
Blücher hat nicht geruht , bis er sie wieder nach Berlin zurückschicken
konnte. Sobald man durch das Brandenburger Thor getreten ist, befin-
det man sich auf einem grossen viereckigen Platz, der rings mit präch-
tigen Palästen umgeben ist und der „Pariser Platz“ genannt wird.
Von da geht die Strasse „unter den Linden“ aus, welche 72 Schritt
breit, 1600 Schritt lang und mit 4 Reihen Linden und Kastanien bepflanzt
ist. Am Ende dieser Strasse hat man vor sich einen Platz, wie ihn viel-
leicht keine Stadt der Welt wieder aufzuweisen hat : die Akademie, die
Universität, die Hauptwache, das Zeughaus, die Museen, das königliche
Schloss , das Palais des Kronprinzen , das Opernhaus , die katholische
Hedwigskirche, die Bibliothek, das Palais des Königs und andere Paläste
liegen zu beiden Seiten dieses sich lang hinziehenden Platzes — eine
Welt voller Herrlichkeit. Und in der That, voller Herrlichkeit ist Berlin.
Aber hinter der Herrlichkeit liegt viel Elend, viel leibliches Elend, viel
sittliches Elend! Doch, Gott sei Dank, auch viel Erkenntniss des Herrn,
viel Barmherzigkeit und viel Preisen der Gnade, welche die Sünder selig
macht!
Der echte Berliner ist muthig, dreist, von leichtem Sinn und natür-
lichem Verstand und hat eine grosse Fertigkeit, bei jeder Veranlassung
einen Witz zu machen. Seine Witze aber sind vorwiegend scharf und
heissend und haben nichts von der Gutmüthigkeit des Mecklenburgers
oder Österreichers , die nöthigenfalls sich selbst ihren Freunden zum
Lachen preisgeben. Die Berliner Sprache, welche von Mirs und Dirs
iiberfliesst und das G in ein scharfes J umwandelt, hat einen unangeneh-
men, schneidenden Ton und eignet sich so entschieden für Zank und Zwist,
dass selbst Leute aus höheren Ständen, die für gewöhnlich ein besseres
Deutsch reden, auf der Stelle in den Berliner Volkston verfallen, sobald
sie jemanden ausschelten wollen. Auf seinen Wohnort ist jeder Berliner
eitel. Als Kind der Residenz nennt er das ganze übrige Preussenland
„die Provinz“ und hält den „Mann aus der Provinz“ gern für etwas be-
schränkt; denn er ist der Meinung, dass Bildung nur in der Residenz zu
holen ist.
Eine Zierde der Stadt ist der Thiergarten, ein künstlich ange-
legtes, sorgsam gepflegtes Gehölz zwischen Berlin und Charlottenburg,
welches eine Meile im Umfange hat und täglich tausenden von Menschen
Gelegenheit bietet, sich im Freien zu ergehen.
Für den Berliner, der in seiner nächsten Umgebung keine Natur-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Rostock Charlottenburg Berlin Athen Paris Berlin Berlin Berlin Charlottenburg
156
Schönheiten hat, ist Potsdam mit seinen Hügeln und Gewässern der
angenehmste Belustigungsort. namentlich seit eine Eisenbahn beide Städte
verbindet. Friedrich der Grosse hielt sich gern in Potsdam auf und hat
mehrere der grössten Bauwerke , unter andern sein Lieblingsschloss
Sanssouci (Sorgenfrei) dort aufgeführt. Neben diesem Schlosse hat der
verstorbene König die Friedenskirche erbaut, deren Name bedeuten
soll, dass „ohne Sorge“ nur sein kann, wer den „Frieden Gottes“ in sei-
ner Brust trägt. Der jetzige König hat in der Nähe das kleine Schloss
Babelsberg, welches in der Gestalt einer alten gothischen Burg er-
baut und inwendig prachtvoll eingerichtet ist. König Friedrich Wilhelm
Iii hatte auf der in der Havel liegenden Pfaueninsel ein einfaches
Landhaus, welches er im Sommer gerne bewohnte.
Wer nach Berlin reist, soll nicht vergessen, von da aus Charlot-
te nburg zu besuchen. Denn dort in dem Lustgarten des Schlosses,
an einem von Tannen, Cypressen und babylonischen Weiden beschatteten
Platze erhebt sich eine Grabkapelle , in welcher Friedrich Wilhelm Iii
und seine Frau, die Königin Luise, ruhen. Ihre beiden Marmorbilder,
sprechend ähnlich , ruhig und friedlich , als schliefen sie einen sanften
Schlaf, aber selige Verklärung im Angesicht, sagen uns, dass beide jetzt
dem Lande angehören, wo Leid und Geschrei und Schmerzen nicht mehr
sind.
Io. Der Rhein.
Wir Deutschen haben eine Vorliebe für den Rhein und nennen
ihn gerne den „deutschen Rhein". Mit Recht! An seinen Ufern
ertönen fast nur deutsche Laute; auf seine Thäler weisen auch die
ältesten Sagen, Geschichten und Kämpfe unsers Volkes hin; in seinen
Wellen spiegeln sich die berühmtesten deutschen Städte. Er fließt
durch die schönsten Gegenden unsers Vaterlandes: Weinberge
schmücken seine Ufer, Burgen zieren die Höhen nah und fern, aus
zahllosen Kirchen rechts und links schallt täglich das Geläute der
Glocken über seine Wellen hin. Durch alles dieses übt der Rhein
eitlen Zauber auf den Deutschen, wie kein anderer seiner Ströme
es thut. Nimmt man hinzu, daß der Rhein uns in Kriegszeiten
oft streitig gemacht ist, so begreift man, daß der Deutsche ihn als
seinen Augapfel ansieht, den zu schirmen und zu bewahren er alles
daran setzen müsse. Mögen Deutschlands Söhne nie vergessen, daß
der Rhein ein deutscher Strom ist!
Atn St. Gotthardt in der Schweiz entspringt der Rhein aus
einer Menge von Quellen, deren Gewässer sich nach und nach
vereinigen und gemeinschaftlich dem Bodensee zufließen. Auf die-
ser Strecke hat er recht das Ansehen eines ungestümen Gebirgs-
wassers: sein Bett geht durch schmale und tiefe Thäler; seine
Ufer sind zerrissen; Haufen von Kies und Felsblöcken thürmen
sich in seinem Laufe auf. Wenn im Gebirge der Schnee schmilzt
oder starker Regen fällt, schwillt der Rhein plötzlich an, durchbricht
seine Ufer und bedeckt ganze Strecken Landes mit Kies und Stei-
nen, oder reißt sich mit Gewalt ein neues Bett durch das bebaute
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich_Wilhelm
Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Gotthardt
58
Und kurze Zeit, da war's geschehn, was er sich wohl gedacht. Da zog der greise Feldmarschall noch einmal in die Schlacht, Bekmpfte mit dem Wellington den Feind bei Belle - Alliance, Und tanzte dort, mit Sieg gekrnt, den letzten Ehrentanz.
Und als er merkte, da es bald mit seinem Leben aus. Da trieb es ihn nach Rostock fort in seiner Eltern Haus, Und dort sah man auch abends spt still aus dem Kirchhof ihn In srommandchtigem Gebet an ihrem Grabe knien.
Und als er sterben ging, da sprach der Held: Nun sterb
ich gern
Ich bin nichts nutz mehr auf der Welt; geht, sagt das meinem
Herrn,
Und sagt ihm, da mich treu fr ihn und fr mein Vaterland, Wie ich's im Leben immer war, die Sterbestunde sand.
Und ihr, die ihr von mir gelernt fo manches in der Schlacht, Lernt eines noch zuletzt von mir, woran ihr nicht gedacht; Ich meine, wie man ruhig stirbt. Sargt ohne Prunk mich ein. Und dort, wo die drei Linden* stehn, will ich begraben sein.
18. Friedrich Franz Ii.
Aus Friedrich Franz I. folgte fein Enkel Paul Friedrich. Er war mit der Prinzessin Alexandrine von Preußen vermhlt, einer Tochter des Knigs Friedrich Wilhelm Iii. und der edlen Knigin Luise, die selbst dem Strelitzschen Frstenhause ent-stammte. Da Groherzogin Alexandrine und Kaiser Wilhelm I. Geschwister waren, so war Groherzog Paul Friedrich ein Schwager und Paul Friedrichs Sohn, der nach dem frhen Tode des Vaters schon 1842 aus ihn folgte, Groherzog Friedrich Franz Ii., ein Nesse des Kaisers Wilhelm I.
Groherzog Friedrich Franz Ii., geboren am 28. Februar 1823, erhielt feine erste Erziehung vorzugsweise in Lud-wigslust und besuchte dann einige Jahre ein Gymnasium in Dresden, wo er im Jahre 1840 die Abgangsprfung bestand. Darauf bezog er die Universitt Bonn, um sich dort aus seinen hohen Berus noch weiter vorzubereiten. Noch nicht V/2 Jahre
*) Blcher starb d, 12. September 1819 auf seinem Gute Krieblowitz in Schlesien und ward hier, wie er geiunfd'.t halte, unter den drei Linden" (an der Strae nach Kanth) begraben.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Franz_Ii Friedrich Franz Friedrich Franz_I. Paul_Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise Wilhelm_I. Groherzog_Paul_Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich_Franz_Ii Friedrich Franz Wilhelm_I. Friedrich_Franz_Ii Friedrich Franz
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hatte er am schnen Strande des Rheins geweilt, als die td-liche Erkrankung seines Vaters ihn nach Schwerin zurckrief. Erst 19 Jahre alt, bestieg er dann den Thron (1842); als er starb, hatte er eben das sechzigste Lebensjahr vollendet (1883); er hat also 41 Jahre regiert, zu Mecklenburgs grtem Segen. Denn in stets unermdlicher Pflichttreue sorgte er fr das Beste seiner Landeskinder, in manchen Stcken seinem Ahn, Herzog Johann Albrecht I., hnlich. Wie dieser entfaltete auch er eine rege Bauthtigkeit. Eine groe Zahl von Kirchen wurden von ihm gnzlich neu erbaut oder einem Durchbau unterzogen. Die schnste und grte der neu erbauten ist die Schweriner Pauls-kirche, so benannt zur Erinnerung an den Groherzog Paul Friedrich. Alle seine brigen Bauten aber bertrifft an Gre und Schnheit das neue Schweriner Schlo. Auch Bauten, die dem ffentlichen Verkehre dienten, Eisenbahnen, Straen und Kanle, schus er in Menge; zahlreiche Wohlthtigkeitsanstalten entstanden, fr die Knste und Wissenschaften wurden groe Mittel aufgewendet. Unablssig wandte er seine Frsorge dem Schulwesen zu, auch hierin seinem groen Ahne gleichend. Besondere Neigung aber hegte er fr das Militr, dessen Aus-bildung er aus das sorgsamste berwachte.
Neben dieser Neigung war es seine hingebende Liebe zum groen deutschen Vaterlande und seine persnliche Zuneigung fr feinen Oheim, König Wilhelm, die ihn dazu trieben, an den Kriegen, die König Wilhelm fhrte, selbst teilzunehmen. In dem ersten derselben, dem dnischen, verweilte er eine Zeit lang im preuischen Hauptquartier, ohne jedoch selbst Truppen zu führen. Im Kriege gegen Ostreich (1866) machte er im Gefolge des Knigs die Schlacht bei Kniggrtz mit und bernahm dann den Befehl der ein Armeekorps, das von Leipzig aus nach Bayern vorrcken sollte und dem auch die mecklenburgischen Truppen angehrten. Groherzog Friedrich Franz zog der Bayreuth bis nach Nrnberg und besetzte diese Städte, fast ohne Widerstand zu finden. Obgleich er als Feind kam, so gewann er sich doch durch sein leutseliges Wesen die Herzen der Bayern, und so half er die Abneigung berwinden, die bisher die Sddeutschen gegen die Norddeutschen gehegt hatten, und trug dazu bei, da 4 Jahre spter Sddeutschland sich einmtig an die Seite des Norddeutschen Bundes stellte, als Kaiser Na-poleon Iii. Preußen den Krieg erklrte (1870). /Auch an diesem
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Extrahierte Personennamen: Johann_Albrecht_I. Johann Albrecht_I. Friedrich Wilhelm Wilhelm Friedrich_Franz Friedrich Franz
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stürzte sich, auf die fälschlich von der Kleopatra
selbst ihm zugesandte Nachricht ihres Todes, in sein
Schwerdt. So endigte Antonius, als ein un-
glücklicher und schändlich betrogener Liebhaber einer
königlichen Buhlerin», der er seine Ehre, sein treues
Weib, die Liebe des Volks und das Wohl des Vater-
landes geopfert hatte. Nun war Octaviau, der
adoptirte Sohn und Erbe des großen Casar, allei-
niger Gebieter des römischen Reiches und der ganzen
damals cultivirten Welt. Denn Rom hatte jetzt die
Weltherrschaft errungen, vom Atlantischen Meere,
bis zum Euphrat, von der Donau und dem schwar-
zen Meere, bis an die afrikanischen und arabischen
Wüsten, nebst allen Küsten de6 mittelländischen Mee-
res. Ungefahr 100,000 Quadrat-Meilen, mit
120 Millionen Einwohnern, worunter an 20 Millio-
nen römischer Bürger, 40 Millionen Unterthanen
und Freigelassene, und 60 Millionen Sklaven waren,
bildeten die ungeheure Masse des römischen Staates.
Rom selbst hatte Million Einwohner, 400 Tem-
pel, viele große und prächtige Marktplatze, Theater,
Bader, Kloaken und Wasserleitungen. Einzelne
Privathauser der Großen kosteten 2 bis 800,000 Thaler.
Ein Theater, welches ein reicher Römer, auf eigene
Kosten, aus Marmor hatte bauen lassen, faßte
80,000 Zuschauer, und das größte, der Circus Ma-
ximus, 250,000. Der Schauspieler Roscius
hatte ein Jahrgehalt von 20,000 Thalern. Außer
den Schauspielern wurden auch^ noch einige tausend
Tänzerinnen gehalten, und verhaltnißmaßig besoldet.
Neben so ungeheuern Reichthümern herrschte die bit-
terste Armuth, und bei den grenzenlosesten Verschwen-
dungen für alle Arten von ll-innengenüsseu, fehlte cs
au öffentlichen Unterrichtsanstalten. Selbst die
Reichen ließen ihre Kinder gewöhnlich nur von
Sklaven unterrichten, und besoldeten diese Sklaveu-
lehrer auch viel schlechter, als die elendesten Gaukler.
Men-
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Extrahierte Personennamen: Schwerdt Antonius Bader Roscius